Ich verabschiede mich von der bke 🌜- macht's gut

Ich verabschiede mich von der bke 🌜- macht's gut

-Silbermond- 08.12.2024 22:28 - Bearbeitet vor 1 Woche von: -Silbermond-
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Liebes Forum,

es wirkt noch sehr unreal, doch morgen ist mein einundzwanzigster Geburtstag und ich denke, ihr könnt erahnen, was das bedeutet: Meine Zeit hier bei der bke neigt sich dem Ende und ich muss mich von euch verabschieden. Ich habe lange überlegt, ob und wie ich das tue, da ich in den vergangenen Jahren immer mehr von der Bildfläche verschwunden bin und einige mich vielleicht gar nicht mehr wirklich kennen - aber zu gehen, ohne ein paar Worte zu hinterlassen, fühlt sich nicht richtig an und ich finde, die bke ist es wert 🤗

Ich möchte euch ein bisschen aus meinem letzten Jahr erzählen. Es wird keine Erfolgsgeschichte (denn die bin ich nicht) aber vielleicht kann ich dem einen oder anderen von euch mit diesem Beitrag ein wenig das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Und vielleicht ja sogar ein bisschen Mut machen, nicht aufzugeben - den eigenen Weg weiterzugehen, wohin er auch führen mag.. 

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Es gibt Jahre, die sind unglaublich herausfordernd, gerade in unserer Zeit des Erwachsenwerdens. Es passiert wahnsinnig viel, man trifft große Entscheidungen für sich - sei es das Verlassen des Elternhauses, der Abgang von der Schule oder sich 'einfach nur' in Sicherheit zu bringen ... 

Und manchmal hofft man nach so großen Veränderungen darauf, dass endlich alles gut wird - manchmal wird es das auch, aber nicht immer (auf Anhieb). Auch Rückschläge gehören dazu. 

Ich weiß, wie es ist, vor der eigenen Geschichte und Identität fliehen zu wollen, neue Hoffnung zu schöpfen, eine Chance zu ergreifen und sich etwas aufzubauen, bis alles wieder in sich zusammenfällt. Einen jene vergangene Nacht, in der einst alle Uhren stehen blieben, wieder einholt ...  

Wie es ist, von Einrichtungen im Stich gelassen zu werden, weil sie sich überfordert fühlen und man 'mehr Unterstützung und einen besseren Ort verdient hätte'. Keinen Platz zu finden, der ein Zuhause werden darf, an dem man willkommen ist und nicht zu viel. Ich weiß, wie schwer man mit Trauma und dem Überleben kämpfen kann und wie sich Einsamkeit anfühlt.  

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Es gab im letzten Jahr eine kurze Phase in meinem Leben, da schien endlich alles gut zu werden. Ich war nach einem sehr traumatischen Erlebnis endlich in Sicherheit, hatte eine liebevolle Umgebung und habe gemerkt, es war die richtige Entscheidung. Ich war unendlich dankbar. Bis innerlich etwas zusammenbrach, ich Ende des Jahres in eine Krise geriet, mich dem Leben abwandte und alles verlor - mein neues Umfeld und Zuhause und vorerst auch die Chance auf eine Ausbildung. Es ging von der Klinik in die Obdachlosigkeit und aus einem Versprechen, nur ein paar Tage in der Notunterkunft (alleine zwischen Männern, deren Sprache ich nicht verstand, in einem unschönen Viertel am Rande der Gesellschaft) bleiben zu müssen, wurden viele Wochen und Monate. Ich gehörte dort nicht hin als junge Frau, das habe ich oft zu spüren bekommen. Eine stürmische & einsame Zeit, in der ich gelernt habe, mich irgendwie durchzuschlagen, mir ein Selbst aufzubauen, das diese Phase und dieses neue Umfeld überlebt, wachsam zu sein und nach jedem Grashalm zu greifen, den ich kriegen kann und der mir ein kleines bisschen Halt verspricht. Im realen Leben war die Tagesstätte so ein Halm - ein Zufluchtsort. Es waren die wenigen Stunden Ruhe und Sicherheit am Tag, das Kissen und die Decke, das warme Essen, die Menschen, die sich gekümmert haben. 

Und ich möchte ehrlich sein - noch ist die Krisenzeit nicht überstanden, ich bin noch immer sehr am struggeln, wenn auch mittlerweile (zum Glück) an einem anderen Ort. Aber Stabilität zu finden braucht Zeit und ich habe inzwischen gelernt: Manchmal geht es genau darum, sich diese Zeit auch zu geben. Sich behutsam wieder 'aufzupäppeln' und nicht zu viel von sich zu verlangen. Irgendwann ist man kräftig genug, die Dinge aufzuarbeiten, Teile zu sortieren, das Leben zu ordnen, verloren Geglaubtes aufzusammeln und dann vielleicht ab und zu auch mal wieder vorsichtig-hoffnungsvoll Richtung Zukunft zu blicken. Das Träumen zu wagen..

... von Wegen oder Dingen, die uns erfüllen könnten.. Vielleicht wird es für mich eine Ausbildung in der Pflege. Vielleicht gelingt es mir irgendwann, den Traum einer Schriftstellerin zu verwirklichen und mein erstes Buch zu veröffentlichen ...  

... oder von einem Neuanfang in einer anderen Stadt, weit weg von den Geistern der Vergangenheit ... 

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Ja, die Zukunft ist ungewiss und es ist manchmal schwer zu sehen, doch ich bin mir sicher und lasst uns vielleicht ein wenig daran festhalten: 

Wir sind oft stärker als wir denken, tragen mehr Ressourcen und Mut in uns als wir glauben und dürfen darauf vertrauen, dass sich auch die schlimmsten Stürme irgendwann wieder beruhigen. Dass wir im Innern kreativ genug sind, um Wege zu finden, auch mit schweren Lebensumständen und Schicksalsschlägen umzugehen - nicht ewig taumeln werden. Und wenn wir danach Ausschau halten, auch immer wieder Menschen finden werden, die bereit sind, uns ein Stück unseres Weges zu begleiten. 

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Die bke war nun vier turbulente Jahre meines Lebens an meiner Seite und für mich auch in inaktiveren Zeiten ein wertvoller Rückhalt. Ich finde toll, dass es euch und dieses Angebot hier gibt und ich hoffe sehr, es bleibt noch lange bestehen: Denn ihr vielen lieben Menschen hinter den Nicks, ihr User und Mods - ihr Lichtbringer und Haltgeber -, seid einfach wunderbar. 

Danke an jeden Einzelnen von euch. Für eure Worte an mich in den letzten Jahren, aber auch für das Teilen eurer Geschichten - sie haben mich oft sehr bewegt. Und ein ganz besonders großes Danke auch an meinen wundervollen Mailberater, für all die warmen und kraftgebenden Zeilen. Ihr habt von nun an einen besonderen Platz in meiner Erinnerung. 💫 

Ich werde hier nicht mehr antworten können, aber seid euch sicher, ihr werdet gelesen 🤗

Passt gut auf euch auf & macht's gut. 


Eure Silbermond 🌜